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Ein stilles Ende, ein offener Anfang

Ein Abschluss auf der Via Francigena

Mit dieser Woche auf der Via Francigena habe ich meine Pilgersaison 2025 beendet. Es fühlt sich fast so an, als hätte ich ein Buch zu Ende gelesen, ein Kapitel abgeschlossen – wissend, dass irgendwann ein neues beginnen wird.

Begegnungen, die bleiben

Dieses Mal war ich nicht allein unterwegs, sondern mit meinem Partner und drei irischen Freunden, die mir vor drei Jahren auf meinem allerersten Jakobsweg in Portugal begegnet sind. Seitdem sind wir in Kontakt geblieben, und es erfüllt mich mit tiefer Dankbarkeit, dass aus einer zufälligen Begegnung auf dem Weg eine langjährige Freundschaft gewachsen ist.

Der Camino – sei es in Spanien, Portugal oder Italien – schenkt nicht nur Ausblicke auf wunderschöne Landschaften, sondern vor allem Einblicke in die Seelen der Menschen, die man dort trifft.

„Der Weg schenkt nicht nur Landschaften, er schenkt vor allem Menschen.“

Gemeinsam gehen, gemeinsam innehalten

Wir wanderten gemeinsam über die Wege Italiens, teilten Mahlzeiten, Lachen, Blasenpflaster und Gedanken über das Leben. Diese Woche war nicht spektakulär im äußeren Sinne – und doch war sie zutiefst bedeutungsvoll. Ich spürte, dass es nicht nur um das Gehen ging, sondern um das bewusste Erleben: Menschen, die ich lieben gelernt habe, an meiner Seite zu wissen, und gleichzeitig innerlich zu spüren, dass es Zeit ist, für dieses Jahr loszulassen.

Die Kunst des Abschließens

Denn jeder Weg, so schön er ist, muss auch einmal enden. Jeder Pilgerweg erinnert uns daran, dass Abschlüsse wichtig sind. Sie geben uns die Möglichkeit, innezuhalten, dankbar zurückzuschauen und Kraft für Neues zu schöpfen.

Oft fällt es schwer, Dinge abzuschließen – sei es ein Projekt, eine Beziehung oder ein Lebensabschnitt. Doch ein offenes Ende bindet Energie, während ein bewusster Abschluss Raum für Neues schafft.

Dankbarkeit im Herzen

So gehe ich nun nach Hause mit einem Herzen voller Dankbarkeit: für die Freundschaften, die über Jahre hinweg getragen haben; für die Gespräche, die mich inspiriert haben; für die Stille der Wege, die mir Antworten geschenkt haben, ohne Worte.

Die Via Francigena war für mich nicht nur ein Weg durch Italien, sondern auch ein Weg zu mir selbst – und ein sanfter Hinweis darauf, dass Loslassen und Abschließen genauso wichtig sind wie Beginnen.

Und während ich meine Wanderschuhe zur Seite stelle, weiß ich: Die Wege werden bleiben. Sie warten geduldig. Und wenn die Zeit reif ist, werde ich sie wieder öffnen.

4 Gedanken zu „Ein stilles Ende, ein offener Anfang“

  1. Liebe Sabine,
    wie wunderschön deine Beschreibung des inneren Weges auf dem Via Francigena, die Kunst des Abschließens, sehr passend zum Abschied vom Sommer.. und doch bleibt ein großes Geschenk in unserem Herzen zurück, das uns keiner nehmen kann.. Wie tröstlich, dass wir beim Pilgern jederzeit den Faden wieder aufnehmen können und die Vorfreude auf den nächsten Camino in uns schlummern darf.
    Danke für diesen schönen Blogbeitrag und einen farbenfrohen Herbst 🍁🌻
    Lieben Gruß, Bea💫

    1. Hallo liebe Beate, ich danke dir für deinen wunderschönen Kommentar. Da stimme ich dir absolut zu, es bleiben so viele Geschenke in Form von schönen Erinnerungen, neuen Freundschaften und unvergesslichen Erlebnissen in unserem Herzen zurück und niemand kann uns das jemals wieder wegnehmen. Ich denke oft an irgendetwas, das auf dem Camino passiert ist und muss einfach lächeln.
      Danke dir nochmals und hab einen schönen Herbst, bis sich die Vorfreude wieder bei dir meldet.

      Bis dahin, ganz liebe Grüße,
      Sabine

  2. Liebe Sabine, das liest sich ganz wunderbar. Danke für die schönen, philosophischen Worte. Es hat mich sehr bewegt – vorallem die Kunst des Abschließens, was mich im Moment auch sehr beschäftigt und ich lasse vieles los. Kontakte, die sich nicht mehr richtig anfühlen, Coaches mit denen ich mich nur im Kreis drehe, Businessideen die nicht mehr für mich greifen… Ich freue mich, wenn du mich auf solch eine besondere Reise mal mitnimmst. Liebe Grüße, Katharina

    1. Liebe Katharina, ich danke dir, dass du so offen und ehrlich schreibst. Solche Dinge, Umstände, sogar Menschen, die nicht mehr zu uns passen und uns kein gutes Gefühl mehr geben, dürfen wir gehen lassen, um Platz für Neues zu schaffen. Wir brauchen manchmal so einen symbolischen Abschluss, um dies für uns zu spüren. Die nächste Camino-Saison kommt bestimmt, vielleicht gehen wir dann einmal zusammen diesen Weg. Möge er uns bald wieder rufen!
      Ganz lieben Dank noch einmal für deinen Kommentar und bis bald.

      Liebe Grüße,
      Sabine

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