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Gott spricht im Regen

Eine spirituelle Reise auf dem portugiesischen Jakobsweg – von nassen Füßen, offenen Herzen und dem Geschenk der Langsamkeit

Nachdem ich schon seit Jahren davon geschwärmt hatte, konnte ich dieses Mal auch meinen lieben Marvin dafür begeistern, mit mir gemeinsam einen Jakobsweg zu gehen. Wir entschieden uns für ein Teilstück des portugiesischen Caminos – von Lissabon nach Porto.

Der Weg war voller herzlicher Menschen und wunderbarer Erlebnisse, aber auch reich an Herausforderungen, an denen wir wachsen durften.

Obwohl dieses Teilstück des portugiesischen Jakobswegs als eher einfach gilt, machte uns das überraschend wechselhafte Wetter zu schaffen. Mehrere Regentage zwangen uns dazu, unsere Etappen sehr sorgfältig zu planen. Da wir keine Unterkünfte im Voraus gebucht hatten, konnten wir flexibel reagieren – ein echter Vorteil bei solchen Bedingungen.

Vor jeder Etappe überlegten wir genau: Wie weit können wir gehen? Welche Wege sind bei Regen begehbar? Denn matschige, unbefestigte Pfade machen die Beine schwer und das Vorankommen mühsam. Und dann musste natürlich noch eine Unterkunft gefunden werden – am besten in einem Ort mit Einkaufsmöglichkeiten und einer lavanderia, also einem Waschsalon, in dem wir Kleidung waschen und trocknen konnten. Denn bei Regen trocknet draußen nichts, und ständig in feuchten Sachen unterwegs zu sein, ist alles andere als angenehm. Nasse Füße bedeuten oft Blasen – und die möchte wirklich niemand.

Manchmal entschieden wir uns, Teilstücke mit dem Bus, Zug oder Taxi zu überspringen – bei strömendem Regen oder um lange Abschnitte durch trostlose Industriegebiete zu vermeiden. Der Weg forderte unser gesamtes Planungsgeschick.

Natürlich hatte der Jakobsweg auch seine wunderschönen Seiten – und davon jede Menge. Wir durchquerten verschlafene Dörfer mit kleinen Cafés, in denen wir unsere Füße ausruhen und uns einen wohlverdienten café com leite gönnen konnten. Es ging durch Eukalyptuswälder, entlang von Flüssen, durch sanfte Täler und gelegentlich bergauf und bergab. Ein besonderes Highlight war die historische Stadt Coimbra, die mit ihrem Charme und ihrer Geschichte absolut sehenswert ist.

A Velhadie schöne alte Kathedrale von Coimbra mit einem wunderschönen Klostergarten

Was diesen Weg aber besonders macht, sind die Menschen. Die Portugiesen strahlen eine tiefe Ruhe aus. Sie sind geduldig, großzügig, hilfsbereit – und begegnen Pilgern mit echter Herzlichkeit.

Ein unvergesslicher Abend war der in der Pilgerherberge Casa Católico in Branca, nahe Albergaria-a-Nova. Der Hospitalero Paulo empfing uns mit einem kühlen Getränk und bot sogar an, uns mit seinem Auto zur nächsten lavanderia zu fahren. Am Abend gab es ein köstliches gemeinsames Menü, und wir saßen gemütlich mit Pilgerinnen und Pilgern aus aller Welt zusammen. Ihre Geschichten zu hören – woher sie kamen, wer sie waren, warum sie auf dem Weg waren – war tief berührend. Am nächsten Morgen erwartete uns ein großzügiges Frühstück. Solche Momente machen das Pilgern so besonders – sie brennen sich tief ins Herz.

In der Pilgerherberge Casa Católico, in der wir so freundlich von Paulo empfangen wurden

Auch für mich persönlich war dieser Weg eine Reise voller innerer Herausforderungen – und voller Wachstum. Ich durfte als Reiseplanerin dazulernen, was mir später helfen wird, wenn ich selbst Menschen begleiten darf. Sprachlich stieß ich manchmal an meine Grenzen, denn mein Portugiesisch ist, sagen wir, noch ausbaufähig.

Meine größte Lernaufgabe aber war: Geduld. Langsamkeit. Warten. Damit klarkommen, dass nicht alles nach meinem Tempo läuft. Das war nicht immer einfach – aber ich bin besser darin geworden. Der Jakobsweg bringt jedem Menschen eine ganz eigene Lektion.

Was könnte deine sein?
Worin möchtest du wachsen?

Zum Schluss ein herzliches Dankeschön…

…an dich, Marvin, dass du diesen Weg mit mir gegangen bist. Ich danke dir, dass du dabei warst, mit deiner geduldigen und liebenswerten Art. Und es freut mich, dass du so vieles für dich mitnehmen konntest und wachsen durftest. Deine lieben Zeilen, die du mir geschrieben hast, möchte ich hier gerne teilen:

„Liebe Sabine,

ich möchte Dir von Herzen für deine Unterstützung in Portugal danken. Die Planung und Organisation von Wanderetappen und Unterkünften war großartig! Dein spontanes und überlegtes Handeln bei Starkregen hat uns mehrmals die Reise gerettet. Es war eine große Hilfe, dass du nebenbei mit deinem Handy Hotels, Tickets und Fahrkarten gebucht hast. Es machte das Vorankommen für mich so viel leichter und einfacher. Ohne deine Sprachkenntnisse wäre vieles komplizierter und schwieriger gewesen. “

4 Gedanken zu „Gott spricht im Regen“

  1. Liebe Sabine,
    das klingt ja sehr nach dir und ich denke es ist ein großes Geschenk dich als organisatorische Begleitung auf dem Jakobsweg dabei zu haben. So wie ich dich auf dem Camino del Norte kennenlernen durfte: aufgeräumt, authentisch und sehr herzlich.. aber das kann man ja auch deinem liebevollen Schreibstil gut entnehmen 😉
    Alles Liebe zu dir und weiter so, Beate💫

    1. Hallo liebe Beate,

      ich danke dir ganz herzlich für dein liebes Feedback. Es war wirklich schön und ich bin sehr dankbar dafür, dass wir zusammen ein Stück auf dem Camino gelaufen sind. Und ich freue mich sehr über dein Interesse an meinem Beitrag.
      Ich hoffe, du hast deinen weiteren Weg sehr genossen und dass noch viele Caminos folgen werden.
      Ich wünsche dir alles Liebe. Sabine

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